BWO-Online-Diskussion: Offshore-Vernetzung: Ja! – Aber wie?

Chancen und Herausforderungen einer europäischen Offshore-Vernetzung
12. November 2020

„Im Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wurde die Offshore-Windenergie als tragende Säule der Green Recovery und der Energiewende benannt. Daran besteht also auch international kein Zweifel mehr“, erklärte BWO-Geschäftsführer, Stefan Thimm, bei der BWO-Online-Diskussion mit den Übertragungsnetzbetreibern TenneT, Amprion und 50Hertz am Dienstagnachmittag. „Bis zu 450 GW Offshore-Windenergie müssen laut EU-Kommission in Europa installiert werden, um Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen. Klar ist aber auch, dass wir diese Ziele nur durch internationale Kooperation erreichen können – sowohl beim Netzausbau als auch beim Ausbau der Offshore-Windenergie.“

Auch die Gäste Tim Meyerjürgens (COO TenneT), Peter Barth (Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH) und Dr. Henrich Quick (Leiter Projekte Offshore 50Hertz) stimmten in diesem Punkt überein. Gemeinsam diskutierten sie, welche Chancen und Herausforderungen die Entwicklung eines europäischen Offshore-Netzes mit sich bringt. „Offshore ist eine ganz andere Welt als onshore, diese Erfahrung haben wir in den letzten 15 Jahren alle gemacht. Technisch ist das zwar herausfordernd, aber aus meiner Sicht machbar. Was wir brauchen ist der politische Wille“, erklärte Tim Meyerjürgens. „Die Herausforderungen der Energiewende lassen sich rein national nicht lösen. Wir brauchen eine integrierte und grenzüberschreitende Systementwicklung. Wir müssen die Raumordnung größer denken und Nutzungskonflikte auf europäischer Ebene klären, um das große Offshore-Potenzial der EU voll ausschöpfen zu können. Es gibt schon jetzt nur sehr wenige verfügbare Flächen für Kabelkorridore und die müssen wir möglichst effizient nutzen.“

Erst im Oktober ist mit der Kriegers Flak Combined Grid Solution von 50Hertz und Energinet.dk der erste Hybride Interkonnektor ans Netz gegangen, der sowohl mehrere Offshore-Windparks als auch zwei Länder – nämlich Dänemark und Deutschland – miteinander verbindet. „Bei solchen Projekten ist es wichtig, dass nicht nur die Technik funktioniert, sondern dass auch die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen“, betonte auch Dr. Henrich Quick. „Die langen Planungs- und Realisierungshorizonte unserer Projekte können dazu führen, dass sich der regulatorische Rahmen während der Projektentwicklung und -realisierung verändert. Wir müssen gemeinsam darauf hinarbeiten, dass die Umsetzung volkswirtschaftlich sinnvoller Projekte auf diese Weise nicht unnötig erschwert wird.“

„Die europäische Vernetzung von Offshore-Windparks ermöglicht uns, die in der Nord- und Ostsee erzeugte Offshore-Windenergie gleichmäßiger auf die angrenzenden Länder zu verteilen und somit den europäischen Gedanken auch im Rahmen des Energieaustausches vorantreiben. Deutschland könnte hier eine Lokomotivrolle einnehmen“, erklärte Peter Barth – auch in Bezugnahme auf den deutschen Vorsitz der North Seas Energy Cooperation (NSEC). „Allein schon aufgrund der langen Planungshorizonte können wir nicht darauf warten, dass Voraussetzungen ewig abgestimmt werden. Wir müssen heute starten. Um eine gute europäische Lösung zu entwickeln ist es wichtig, mit konkreten Initiativen an die EU heranzutreten. Es gibt keine Blaupause dafür, wie die internationale Offshore-Vernetzung letztlich aussehen muss. Aber wir müssen jetzt eine Vorreiterrolle einnehmen und Projekte nicht nur entwickeln, sondern auch realisieren. Nur so kann sich etwas bewegen.“

Darüber hinaus – auch da waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig – wäre es wichtig, auch Themen wie die Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Offshore-Strom gleich mitzudenken. Aktuell wäre dies laut Dr. Henrich Quick noch „weitgehend ein Blick in die Kristallkugel“, dennoch könnte das volle Potenzial der Offshore-Windenergie nur dann ausgeschöpft werden, wenn neue Möglichkeiten der Energienutzung gleich mitgedacht würden.

Vor der Diskussion hatten die drei Vertreter der Übertragungsnetzbetreiber ihre jeweiligen Ansätze zur Umsetzung eines europäischen Offshore-Netzes vorgestellt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter:

Ansprechpartner/in:

Lena Dettmer

Leiterin Kommunikation

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