Mindestens 70 Gigawatt Offshore-Wind sind sinnvoll und notwendig
- Nur 70 Gigawatt Offshore-Windenergie erzeugen jährlich 220 Terawattstunden
- BWO sieht verpflichtendes Overplanting kritisch und fordert Flexibilität
- Lieferkette benötigt für Wertschöpfung und Beschäftigung stabile Rahmenbedingungen
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zeigt im neuen Flächenentwicklungsplan, dass der Ausbau der Offshore-Windenergie auf mindestens 70 Gigawatt bis 2045 jährlich über 220 Terawattstunden an klimafreundlichem Strom erzeugen kann – bei reduzierten Netzkosten. Der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) steht grundsätzlich hinter der Idee des „Overplanting“, fordert jedoch Flexibilität bei dessen Ausgestaltung.
Berlin, 13. Februar 2025 Der BWO unterstützt den Vorschlag des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie, dass Netz und Windpark beim künftigen Offshore-Wind-Ausbau nicht immer gleich groß sein müssen. Dieser ermöglicht eine effizientere Planung. „Windpark-Entwickler sollten aber nicht zu einem festen Anteil zusätzlicher Anlagen verpflichtet werden, da dies die Stromkosten erhöht“ sagt Stefan Thimm, Geschäftsführer des BWO. Die Entscheidung, in welchem Umfang sie die Netzkapazität durch Overplanting überschritten wird, sollte bei den Windpark-Entwicklern liegen. „Windpark-Entwickler sind Experten für kosteneffiziente Stromerzeugung und haben ein eigenes Interesse an der Maximierung des Stromertrags. Daher sollten sie diese Wahlfreiheit behalten. Die 20-Prozent-Regel für das Overplanting in der aktuellen Offshore-Wind-Auktion sollte nicht als künftiges Modell dienen“, sagt Stefan Thimm, Geschäftsführer des BWO.
Ertragsorientierte Flächenplanung ist ein Gewinn
Der neue Flächenentwicklungsplan des BSH und Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) zeigen zudem, dass Offshore-Windenergie mit dem geplanten Ausbau auf mindestens 70 Gigawatt bis 2045 über 220 Terawattstunden klimafreundlichen Strom liefern kann.
Die Analyse des Fraunhofer IWES für den Flächenentwicklungsplan zeigt, dass ein Ausbau auf mindestens 70 Gigawatt mit einem hohen Stromertrag möglich ist. Besonders die küstenfernen Gebiete, die in wenigen Jahren bebaut werden sollen, sind sehr ertragreich. „Der Ausblick des BSH berücksichtigt stärker den Ertrag und die Fraunhofer-Analyse zeigt, dass sich Windräder auf See bei einer klugen Flächenplanung gegenseitig weniger abschatten. Das ist eine gute Grundlage für den künftigen Ausbau“, so Thimm.
Jede zusätzliche Offshore-Windenergieanlage steigert den Stromertrag
Berechnungen des Fraunhofer IWES zeigen, dass ein Ausbau auf mindestens 70 Gigawatt in Nord- und Ostsee rund 220 Terawattstunden klimafreundlichen Strom liefern kann – deutlich mehr als bei einem Ausbau auf 50 oder 60 Gigawatt. „Jede zusätzliche Offshore-Windenergieanlage steigert den Ertrag“, erklärt Dr. Martin Dörenkämper, Ertragsanalysen-Experte des Fraunhofer IWES in Oldenburg.
Zudem trägt der Ausbau zur Versorgungssicherheit bei, da der Wind in küstenfernen Zonen oft anders weht als im küstennahen Bereich. „Ein Anteil von rund 30 Gigawatt im küstenfernen Bereich westlich der Schifffahrtsroute 10 ergänzt die bereits festgelegten 40 Gigawatt im küstennäheren Bereich ideal. Dies stabilisiert die ohnehin sehr konstante Stromerzeugung durch Offshore-Wind weiter“, so Dörenkämper.
Planungssicherheit für die Industrie erforderlich
Auch aus Sicht der Lieferkette hat das langfristige Ziel von mindestens 70 Gigawatt eine große Bedeutung. „Für den erfolgreichen Hochlauf der deutschen und europäischen Lieferkette im Offshore-Windsektor sind stabile Rahmenbedingungen unerlässlich. Nur mit langfristiger Planungssicherheit können wir das volle Potenzial für Wertschöpfung und Beschäftigung ausschöpfen“, betont Jost Backhaus, Geschäftsführer des Fundamenteherstellers Steelwind Nordenham.
Hintergrund
Im Flächenentwicklungsplan 2024 hat das BSH einen Vorschlag zur Senkung der Netzkosten für den künftigen Ausbau vorgestellt. Darin ist ein „Overplanting“ vorgesehen – eine Kombination aus Windpark und einem kleineren Netzanschluss. Das erfordert höhere Investitionen auf Seiten der Windparkbetreiber. Der kleinere Netzanschluss führt dazu, dass bei optimalen Windverhältnissen ein Teil des theoretisch möglichen Stromertrags abgeregelt werden muss.
Über den BWO:
Der Bundesverband Windenergie Offshore e.V. (BWO) ist die politische Interessenvertretung der Offshore-Wind-Branche in Deutschland. Wir bündeln die fachliche Expertise der Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von den Herstellern über die Entwickler und Betreiber bis hin zu den Dienstleistern der Offshore-Windenergie. Für Politik und Behörden auf Bundes- und Landesebene ist der BWO zentraler Ansprechpartner zu allen Fragen der Windenergie auf See.