Industrielle Zukunft an der Küste: Siemens Gamesa setzt auf Cuxhaven 

Mit dem ersten deutschen Offshore-Wind-Werk in Cuxhaven schafft Siemens Gamesa 2016 eine neue industrielle Basis für den Ausbau auf See. Die Maschinenhäuserfabrik an der Nordsee wird zum globalen Leitwerk – auch in schwierigen Marktphasen. Martin Gerhardt war von Anfang an dabei. 

Herr Gerhardt, 2016 wurde in Cuxhaven der Grundstein für das erste Offshore-Wind-Werk von Siemens Gamesa in Deutschland gelegt. Was war das für ein Moment für Sie?    

2016 gehörte die Windsparte noch zur Siemens AG. Cuxhaven war damals die erste Investitionsentscheidung für den Neubau einer Fertigung in Deutschland nach 20 Jahren. Mit dem direkten Zugang zur Nordsee und dem Aufbau des Werks in vier Fertigungslinien haben wir den Grundstein gelegt, um die Chancen von Offshore-Wind in einem industriellen Maßstab zu nutzen. Es war eine Entscheidung mit damals viel Weitblick, und für alle Beteiligten natürlich persönlich sehr aufregend.  

Bauplatz des Siemens Gamesa-Werks in Cuxhaven © Foto: Siemens Gamesa
Cuxhaven war ein starkes Bekenntnis zur deutschen Industrie – doch das Werk produzierte zunächst vor allem für Projekte im Ausland. Wie haben Sie diese Phase erlebt?  

Cuxhaven ist unser globales Leitwerk für Offshore-Maschinenhäuser. Angesichts des eher unsteten Ausbaus in Deutschland seit der Werkseröffnung mitsamt Fadenriss war es wichtig, das Werk mit Projekten aus dem Ausland auszulasten. Es ist aber natürlich eine besondere Motivation und Anerkennung für die Kolleginnen und Kollegen, wenn die Turbinen, die sie produzieren, auch in Deutschland installiert werden und hier ihren Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten. 

Eröffnungsfeier des Windparks Amrumbank West in Hamburg 2016
Was waren die größten Herausforderungen bei Planung, Bau und Inbetriebnahme des Werks – und was hat Ihnen damals besonders imponiert?   

Innerhalb von nur sieben Jahren sind wir von einer Turbinenleistung von 7 MW über 11 MW bei 14 MW angelangt – jede Umstellung war eine Herausforderung für das Werk. Wie das Team in Cuxhaven sich dabei stets weiterentwickelt und an Effizienz gewonnen hat, ist sehr beeindruckend. 

Gunnar Groebler (damals Vattenfall) und MdB Johann Saathoff (SPD) in der Hotelplattform des Offshore-Windparks DanTysk
Heute ist Cuxhaven ein fester Baustein der Offshore-Wertschöpfungskette. Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Standorte wie dieser langfristig wettbewerbsfähig bleiben?  

Cuxhaven wird einen wichtigen Beitrag zum 70-GW-Ziel für Offshore-Wind bis 2045 leisten – vor allem durch Industrialisierung. Mit unserer 14-MW-Anlage setzen wir auf hohe Stückzahlen und lange Produktlaufzeiten. Über 16 GW sind bereits verkauft – das schafft Skaleneffekte und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Dabei hilft die Unterstützung von Stadt, Land und Bund. Noch wichtiger ist jedoch Planungssicherheit. Darum unterstützen wir den Vorschlag von WindEurope, in den 2030er Jahren 100 GW per CfD auszuschreiben – für Investitionssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit in einem starken europäischen Heimatmarkt. 

 Was 2016 außerdem wichtig war:  
  • Die Offshore-Windparks Gode Wind 1 + 2 mit 582 MW gehen vollständig ans Netz  
  • In Europa entstehen 1.567 MW an Offshore-Wind-Kapazität 
  • Referentenentwurf WindSeeG: Herauslösung aus dem EEG 
  • Offshore-Ausstieg: Areva verkauft Adwen an Siemens 
  • Baubeginn Offshore-Terminal in Cuxhaven 
Gode Wind 1-Installation © Orsted