
Felipe Montero
2023 – Verlässlichkeit entscheidet: Warum Iberdrola auf klare Ausbaupfade setzt
Mit Baltic Eagle am Netz und der Investitionsentscheidung für Windanker baut Iberdrola 2024 am größten Offshore-Wind-Hub in der deutschen Ostsee. Für Felipe Montero ist klar: Der Ausbau gelingt nur mit stabilen politischen Zielen, planbaren Ausschreibungen und industriepolitischem Rückhalt.
Herr Montero, 2024 stand ganz im Zeichen der Umsetzung der Ausbauziele der Ampel-Regierung. Welche Rolle spielen diese Ziele für ihre Arbeit am „Baltic Hub“ mit drei Windparks in der Ostsee?
„Verlässliche Ausbauziele sind für unser Geschäft unverzichtbar. 2024 haben wir Baltic Eagle fertiggestellt und in Windanker investiert – damit wird Iberdrola der größte Offshore-Entwickler in der Deutschen Ostsee. Unser Baltic Hub wird ab 2026 über 1,1 Gigawatt leisten und rund 4 Milliarden Euro Investitionen umfassen. Das stärkt Versorgungssicherheit, Wertschöpfung und Beschäftigung. Politische Klarheit ist dafür essenziell – voreilige Zieldebatten gefährden das Vertrauen der Investoren und der Lieferkette.“

Iberdrola ist in vielen Ländern aktiv. Was läuft in Deutschland besonders gut – und wo sehen Sie noch Nachholbedarf, um die gesetzlich festgelegten Ziele effizient zu erreichen?
„Deutschland bleibt ein zentraler Markt für Iberdrola mit großem Potenzial. Um die Attraktivität des Standorts zu sichern, braucht es jetzt zweiseitige Differenzverträge, sogenannte CfDs. Ein verlässliches Ausschreibungsdesign verhindert spekulative Gebote, senkt Kosten und stärkt den Wettbewerb. Die Bundesregierung sollte zügig handeln, um die positiven Effekte frühzeitig zu nutzen.“

Wo sehen Sie aktuell die größten Risiken für den weiteren Ausbau und die Projektumsetzung?
„Deutschland hat in den vergangenen Jahren einiges bei der Entwicklung der Offshore-Windenergie erreicht. Wir dürfen uns dennoch nicht auf diesen Erfolgen ausruhen oder die Ambitionen gar reduzieren. Wenn wir in andere Länder blicken, sehen wir, wie schnell sich das Blatt wenden und ein schnell nachlassendes Investoreninteresse einschleichen kann. Wir blicken daher mit etwas Sorge auf die aufgekeimte Zieldebatte und auf die Vorschläge zur hohen Überbauung und Spitzenkappung. Die Rechnung greift hier zu kurz: Ein geringerer Ausbau der Offshore-Kapazität wird auch immer zu geringeren Energieerträgen führen. Wir brauchen aber jede Kilowattstunde.“

Was ist ihr Wunsch an die Politik, um den Ausbaupfad effizient und möglichst planbar zu machen?
„Klarheit und Verlässlichkeit sind entscheidend für Investitionen und den Offshore-Ausbau. Notwendig sind sichere Ausbauziele und ein stabiler Finanzierungsrahmen durch zweiseitige CfDs, die Risiken und Kosten senken. Unser Appell an die Bundesregierung: Offshore-Wind muss Priorität bleiben. Zum Wohle des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“
Was 2024 noch wichtig war:
- In Europa gehen 2,6 GW Offshore-Wind in Betrieb
- In Deutschland werden 718 MW neu angeschlossen: 476 MW Baltic Eagle und 242 MW Gode Wind 3 gehen ans Netz
- Ausschreibungsgewinner: 5.500 MW gehen an RWE, Total Energies, Luxcara
- Neuer Flächenentwicklungsplan: Richtungswechsel zugunsten von Flächen mit geringerer installierter Leistung und mehr Ertrag