2012 Vom Pionierprojekt zum Cluster: Wie Offshore-Wind vor Helgoland Wirklichkeit wurde   

Mit Nordsee Ost und Amrumbank West beginnt für RWE die Bauphase ihrer ersten Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee. Damit nimmt auch das „Helgoland-Cluster“ Form an. Dominik Schwegmann war von Anfang an dabei – als Projektleiter für den Bau von Amrumbank West auf der Baustelle und heute als Verantwortlicher für den Betrieb der gesamten Offshore-Windflotte von RWE in Kontinentaleuropa. 

RWE betreibt heute mit Kaskasi, Nordsee Ost und Amrumbank West insgesamt drei Offshore-Windparks vor der Küste Helgolands. Herr Schwegmann, sie waren dabei, als die Arbeiten auf See für das heutige „Helgoland-Cluster“ von RWE starteten. Wie haben Sie persönlich die Anfänge dieser Projekte erlebt? 

Im Jahr 2012 wurden die ersten Fundamente für den Offshore-Windpark Nordsee Ost installiert. Zeitgleich begannen mit den Bodenuntersuchungen auch die Bauvorbereitungen für Amrumbank West. Für diesen Offshore-Windpark war ich damals der zuständige Projektleiter für den Bau. Wir arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits gut 10 Jahre an der Entwicklung von OffshoreProjekten in Deutschland. Ich selbst war beispielsweise schon beim Forschungsprojekt alpha ventus dabei. Aber die Projekte vor Helgoland waren die ersten kommerziellen Windparks, die wir vor der deutschen Küste umgesetzt haben. Es war ein großartiges Gefühl in 2012, zu sehen, dass die harte Arbeit, die wir in die Planung und Entwicklung gesteckt haben, nun Früchte trägt. Gleichzeitig hatte ich großen Respekt vor der Aufgabe, zum ersten Mal ein so großes Team mit in Spitzenzeiten rund 100 Mitarbeitenden zu führen und mit Amrumbank West ein Bauprojekt zu verantworten, das mehr als eine Milliarde Euro gekostet hat. 

Siemens-Turbine im Windpark Amrumbank West © RWE
Amrumbank West war einer der frühen großen Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee. Was waren damals die größten technischen oder logistischen Herausforderungen?

Eine der größten Herausforderungen war die Komplexität, mit der wir es damals zu tun hatten. Wir haben uns für einen sogenannten „Multi-Contracting-Ansatz“ entschieden und waren somit für sehr viele Lieferanten und Dienstleister direkt verantwortlich. Im Grunde genommen waren wir als Bauherr gleichzeitig auch der Generalunternehmer, der alle Schnittstellenrisiken und die Terminkoordination zwischen den verschiedenen Gewerken übernehmen musste. Es gab damals – anders als heute – im Markt noch keine erfahrenen Kontraktoren, denen wir diese komplexe Aufgabe anvertrauen wollten.  

Zudem haben wir eine Reihe von technischen Innovationen bei Amrumbank West zum ersten Mal eingesetzt – etwa geschraubte Verbindungen zwischen Transition Piece und Monopile oder Kolkschutz mit geotextilen Sandcontainern. Gleichzeitig gab es nur wenige verlässliche Daten und auch wenige Erfahrungswerte. In Erinnerung geblieben sind mir beispielsweise die ständig wachsenden Anforderungen an die Umsetzung des Schallschutzes bei den Rammarbeiten der Monopile-Fundamente. Was die Zeit damals aber ganz besonders geprägt hat, ist die Aufbruchstimmung und der positive Spirit, wenn man gemeinsam etwas zum allerersten Mal macht. Offshore-Wind ist sicherlich auch heute noch eine Spielwiese für Innovationen, aber gerade in den frühen Jahren war dies besonders ausgeprägt. Man könnte sagen: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.  

 

Arbeitseinsatz vor Helgoland © RWE
Sie sind den Windparks vor Helgoland treu geblieben und verantworten heute den Betrieb der Offshore-Windparks von RWE in Kontinentaleuropa. Wenn Sie den Betrieb und die Wartung von Offshore-Windparks damals und heute vergleichen – was hat sich seither am stärksten verändert?    

Es ist in gewisser Weise industrieller geworden. Mittlerweile betrachten wir unsere Offshore-Windparks nicht mehr als singuläre Assets, sondern verstehen sie als Flotte. Wir haben beispielsweise eigene Teams, die die Jahreswartungen oder den Tausch von Großkomponenten über die gesamte Flotte hinweg durchführen. Wir haben hochspezialisiertes Personal, was vorausschauende Fehleranalysen macht und so Wartungsarbeiten optimal in den Betriebsablauf einplant. Für küstenferne Parks können wir heute sehr leistungsfähige Service Operation Vessels mit Gangway-Systemen einsetzen, was den Zugang zu den Anlagen auch bei rauer See erheblich verbessert und die Sicherheit erhöht. In diesem Bereich hat sich eine Menge getan. 

Das Amrumbank-West-Umspannwerk © RWE
Rückblickend: Welche Lehren aus der Projektentwicklung und dem Betrieb der ersten Generation von Offshore-Windparks prägen Ihre Arbeit bis heute? 

Bei allen Veränderungen und Herausforderungen, mit denen die Offshore-Branche auch aktuell zu kämpfen hat, wird eines immer Bestand haben: Erfolgreiche Projekte sind das Ergebnis harter Arbeit, sorgfältiger Planung und großartiger Teams, die die Faszination für Offshore-Wind teilen. Das war damals so und ist bis heute geblieben! 

 

Was 2012 außerdem wichtig war:  

  • Zubau von 80 MW in der deutschen Nordsee, verteilt auf 16 Offshore-Windenergieanlagen 
  • Europaweit 1166 MW neu an das Netz angeschlossen 
  • EEG- und EnLAG-Novelle: Förderung erneuerbarer Energien und Infrastruktur 
  • Umfangreiche EnWG-Novelle inklusive O-NEP: Beteiligung am Offshore-Netzentwicklungsplan 
Bauarbeiten im Windpark Amrumbank West © RWE